Florijana Ismaili, geboren in Aarberg, wuchs mit ihren 2 jüngeren Brüdern im Berner Seeland Worben auf. Ihre Eltern, beide albanischer Herkunft, haben zwei verschiedene Gründe in die Schweiz geführt. Während ihre Mutter bereits im Alter von 16 Jahren (aus wirtschaftlichen Gründen) aus Albanien auswanderte, musste ihr Vater aus dem Kriegsgebiet des ehemaligen Jugoslawiens in die Schweiz fliehen.

Der Vater von Florijana spielte selber Fussball und nahm seine Tochter immer mit, egal ob an den Wettkämpfen am Wochenende oder an Fussballturnieren. Der Fussball war ihr stetiger Begleiter, ob auf dem Pausenhof in der Schule oder nach dem Schulunterricht. Gespielt hatte sie stets gegen die Jungs. An einem Turnier «Credit Suisse Cup» erkannte ein CS Cup Trainer ihr Talent und versuchte ihre Eltern davon zu überzeugen, sie in einem Fussballverein anzumelden. Zu diesem Zeitpunkt wusste die Familie aber nicht, dass es Frauenfussball gab. Dies war einer der Gründe, weshalb die Eltern dagegen waren. Der Trainer gab aber nicht auf und versuchte (anlässlich eines Besuches bei ihnen zu Hause), die Eltern vom Gegenteil zu überzeugen, was ihm schlussendlich auch gelang.

Im Alter von 10 Jahren spielte Florijana das erste Mal in einem Verein, nämlich beim FC Walperswil. Ihr Vater begleitete sie zum Training und war an den Spielen immer anwesend. Der FC Walperswil war auch der Grund, weshalb Florijana heute bei YB die Nummer 9 trägt. Bei ihrem ersten Spiel durfte sie ein Trikot mit der Nummer ihrer Wahl aussuchen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie keine Lieblingsnummer. Die Nummer 6 gefiel ihr aber sofort. Nach dem Schlusspfiff stand es 6:2 wobei Florijana alle 6 Tore erzielte. Ihre Eltern waren sehr stolz auf sie und begleiten Florijana von nun an wo und wann immer sie können. Doch wieso die Nummer 9? «Stellt man die Nummer 6 auf den Kopf, so gibt dies die Nummer 9. Das ist die Nummer, welche mir so viel bedeutet» erklärt Florijana.

Florijana Ismaili fiel mit ihrem Spielverhalten auf und wurde für die Regionalauswahl aufgeboten. Gleich danach wechselte sie im Alter von 15 Jahren zum BSC Young Boys. Am Anfang spielte sie für das U18 Frauenteam, konnte aber nach kurzer Zeit bereits mit dem NLA-Team mittrainieren. Mit 16 Jahren gab sie ihr Debut und wird mit YB Schweizer Meister. Mit dem Gewinn der Meisterschaft, folgte die Qualifikation für die Champions League. In der Qualifikationsrunde der UEFA Women’s Champions League 2011/12 erzielte sie im zweiten Spiel (beim 7:0 gegen CS Goliador Chișinău) bereits in der vierten Minute das 1:0. Als Gruppensieger qualifizierte sich die Mannschaft für das Sechzehntelfinale, verlor dort aber beide Spiele gegen Fortuna Hjørring.

Für das schweizerische Nationalteam bestritt Florijana Spiele für das U17, U19 Team und gab 2014 (im Spiel gegen Portugal) ihr Debut im A-Team. Ein Jahr später qualifizierte sich die Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen für die Weltmeisterschaft (WM 2015). In der Folgezeit stand sie regelmässig im Aufgebot und kam zu weiteren Einsätzen.

Die letzten Jahre waren für Florijana sehr aufregend und intensiv. Im jungen Alter erlebte sie viele tolle Momente. Höhen aber auch Tiefen waren in dieser Zeit ihr ständiger Begleiter. Deshalb beschloss sie, an ihrer Persönlichkeit zu arbeiten und widmete einen Teil ihrer Freizeit dem Bücherlesen. Die Weisheiten aus den Büchern versuchte sie auf dem Platz umzusetzen. Seither ist sie fokussierter und stellt das Team in den Vordergrund. Die Saison 2017/18 war ihre persönlich beste Saison. Einen Wechsel gab es auch auf ihrer Position. Sie spielte nicht mehr als Stürmerin sondern übernahm auf der 10er Position die Verantwortung im Mittelfeld. Eine Position, die ihr offenbar sehr liegt. Ein Highlight im Jahr 2017 war das Länderspiel gegen Albanien in Biel. Florijana spielte in ihrer Stadt mit ihrem Nationalteam gegen das Herkunftsland ihrer Eltern. Der Moment, als die Nationalhymne der Schweiz erklang, ging richtig unter die Haut. Bei der albanischen Hymne schaute sie zu ihren Eltern hoch und war einen Moment lang benebelt. Ein sehr emotionaler Moment für Florijana. Obwohl das Schweizer Team das Spiel gewinnen konnte, fiel der Jubel bescheiden aus. Es ging alles sehr schnell und die 90 Spielminuten waren schnell vorbei. Nach dem Spiel wurde ihr erst klar, was gerade passiert ist. Florijana blickt zurück und denkt sich: «Gefühlschaos, das ist Fussball!».

In der aktuellen Saison 2018/19 führt Florijana Ismaili ihr Team (BSC Young Boys) als Captain an und strotzt vor Sicherheit und einer sehr stabilen Spielweise. Die Kapitänsbinde ist ein weiterer persönlicher Höhepunkt ihrer laufenden Karriere. Sie geht mit dieser Situation sehr pflichtbewusst um und versucht dem jungen Team stets Halt zu geben.